Pfarrer James Irudayaraj

Pfarrer James, am 30. Juni 1972 in Karaikudi im Süden Indiens geboren, wuchs in einer sehr traditionellen katholischen Familie auf und wurde 1999 zum Priester geweiht. 2003 kam er zunächst nach Wien, wo er als Schulgeistlicher tätig war. 2005-2009 wirkte er im Bistum Trier, von 2009 – 2020 dann im Bistum Fulda in unserer Nachbargemeinde Rodenbach.

Am Rhein-Main-Gebiet schätzt er besonders die Weltoffenheit und das internationale Netzwerk, dass diese Region auszeichnet. „Verbindungen schaffen zwischen Menschen und zu Gott“ - das ist sein Hauptanliegen.

Kirche muss in seinen Augen offen sein für alle, die eine Heimat in der Kirche und Gott suchen. Jeder soll spüren, dass er dazugehört und gebraucht wird und jeder soll sich und seinen Glauben in seiner Gemeinde vor Ort einbringen können. Gemeinschaft in der Gemeinde muss für ihn auch im Alltag spürbar sein, wie ein Netz, dass alle hält. Persönliche Kontakte und Ansprechbarkeit sind für ihn daher eine Selbstverständlichkeit.

Gleichzeitig will er auch den Blick für übergemeindliche Kirche öffnen, denn wir gehören zu einer weltweiten Glaubensfamilie. Mit englischsprachigen Gottesdiensten, Reisen und Pilgerfahrten will er für diese Verbindung zur Weltkirche werben.

Pfarrer James Irudayaraj
Pfarrer James Irudayaraj

Pfarrer James: Erfahrungen und Gedanken aus seinem Sabbatjahr 2023

Liebe Pfarrfamilie,

ich grüße Sie alle herzlich und wünsche ein gesegnetes neues Jahr 2024.

Gott möge uns und unsere Familien beschützen und begleiten.

Ich hatte eine sehr intensive Zeit im vergangenen Jahr 2023. Mein Sabbatjahr war eine Zeit mit vielen Begegnungen, eine Zeit zum Innehalten und Rückschauhalten. Alles gab mir einen Anstoß, froh zu sein und Freude zu spüren - die große Freude, Priester zu sein. Diese Freude habe ich wieder gestärkt gefühlt – gerade jetzt in meinem Silbernen Priesterjubiläumsjahr.

Begonnen habe ich mein Sabbat-Jahr in Fatima – intensive, tiefe Tage. Dort habe ich das Jahr der Begleitung der Gottesmutter anvertraut.

Nach der Weihnachtszeit daheim bei meiner Familie - was 20 Jahre nicht möglich war – begann meine sechsmonatige Zeit in Rom an der Gregorianischen Universität. Dieses Studium hat mir viele neue Impulse und Erkenntnisse und viele neue Kontakte gebracht. Besonders dankbar bin ich, dass ich mein Silbernes Jubiläumsjahr an meinem Weihetag am 11. April mit einigen Freunden mit einem Gottesdienst im Petersdom beginnen konnte. Am 15. Januar werde ich es im Rahmen unserer Kultur- und Pilgerreise dann in Indien im Kreis von Familie, Freunden und Wegbegleitern in meiner Heimatkirche feiern können. Und am 11. April um 17 Uhr möchte ich hier in Hanau in Mariae Namen mit euch und Ihnen allen einen Dankgottesdienst feiern – herzliche Einladung dazu schon jetzt.

Ich bin sehr dankbar für das geschenkte vergangene Jahr. Ich hatte viel Zeit mit Familie und Freunden. Ich hatte Zeit zum Lernen. Ich habe viele Texte gelesen über Kirchengeschichte, Heilige und über den missionarischen Durst vieler. Ich habe in Rom vieles gesehen und kennengelernt, was ich normalerweise nicht gesehen hätte. Das hat mich sehr motiviert und dankbar gemacht für das Geschenk unseres Glaubens.

Eine Erkenntnis des Jahres ist es, die Dinge anzunehmen, wie sie sind. Ich habe gelernt und für mich erkannt: „Ändere, was du mit Gottes Hilfe kannst und akzeptiere, was du nicht ändern kannst“. Das ist das beste Prinzip.

So gehe ich vorwärts ins Jahr 2024 – mit Gottes Begleitung und unter dem Schutz der Muttergottes.

Blühe, wo du gepflanzt bist… und weil du berufen bist. Diese Worte des Hl. Franz von Sales will ich auch weiterhin versuchen, in meinem Leben zu verwirklichen.

Papst Benedikt hat gesagt:

“Wir sind keine zufälligen und sinnlosen Produkte der Evolution.

Jeder von uns ist die Frucht eines Gedanken Gottes,

jeder ist gewollt, jeder ist geliebt, jeder ist gebraucht“.

Diese Worte gelten insbesondere für unsere Kirche und unsere Pfarrgemeinden, zu denen jeder eingeladen ist, in denen jeder gebraucht wird. Wir wollen nahe bei den Menschen sein und Kirche vor Ort erlebbar machen. So stärken wir uns gegenseitig und unseren Glauben und geben Menschen eine Heimat.

Dabei begleite uns Gott und die Muttergottes.

Mit herzlichen Grüßen,

im Gebet verbunden,

Ihr Pfarrer James

St. Josef - Der Heilige "im Schatten"? eine Predigt von Pfarrer James Irudayaraj

Liebe Schwestern und Brüder!

In dieser Fastenzeit soll es um den Heiligen Josef gehen. Papst Franziskus hat mit seinem Apostolischen Schreiben „Patris corde“ (mit väterlichem Herzen) zum 150. Jahrestag der Erhebung des heiligen Josef zum Schutzpatron der ganzen Kirche am 8. Dezember des vergangenen Jahres die Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt.


Wer Josef wirklich war, wissen wir nicht, historisch ist wenig bewiesen. Aber als Gestalt des Glaubens ist er eine markante Figur, er gehört wie kein anderer zum Auftreten Jesu. Auch die hl. Schrift berichtet nicht viel über Josef und doch spricht das Wenige für sich:
Er war gerecht und tat, was Gott ihm auftrug. Mehr kann man von einem Menschen nicht erwarten! Weil Josef so war, konnte Gott ihm seinen Sohn anvertrauen.


Auch uns hat Gott erwählt und uns einen Auftrag gegeben. Wenn wir mit einem klaren „Ja“ auf diese Berufung antworten, dürfen wir – wie Josef – der Hilfe Gottes immer sicher sein.
Gemessen an seiner Rolle in der Heilsgeschichte wird der hl. Josef – locker ausgedrückt – heute eindeutig „unter Wert verkauft“. Zwar ist der Josefstag am 19. März ein kirchliches Hochfest, aber dadurch, dass es kein gesetzlicher Feiertag ist, findet er nicht viel Aufmerksamkeit.
Als Papst Franziskus daher am 8. Dezember ein Josefs-Jahr ausrief, war die Welt und auch die Kirche eher überrascht.


Mit dem Blick auf den stillen und zurückhaltenden Josef will der Heilige Vater an die vielen „stillen Helden des Alltags“ in dieser Coronakrise erinnern, wie zum Beispiel Pfleger in Krankenhäusern und Altenheimen oder Ehrenamtliche in der Nachbarschaftshilfe, die einfach das ihre Tun, um Menschen zu helfen und beizustehen, ohne das an die große Glocke zu hängen.


Und man fragt sich ja wirklich: Wie ist es eigentlich möglich, dass der hl. Josef auch für so viele Christen eher ein „Schattendasein am Rand“ fristet?
Wir nehmen ihn zwar irgendwie wahr, vielleicht als Nebenfigur in der Krippe, aber verehrt werden doch eher andere Heilige – wie der hl. Antonius von Padua oder der hl. Pater Pio.
Papst Franziskus selbst nennt Josef in seinem Schreiben den "Vater im Schatten".
Was meint er damit?
Wenn Sie ein Kind fragen, was Schatten ist, wird es antworten: eine dunkle Figur.
Wenn Sie einen Lehrer fragen, wird er sagen: Schatten ist blockiertes Licht.
Wenn Sie Maria oder Jesus fragen, würden sie antworten: es ist Josef, der Pflegevater.
Denn in seiner Beziehung zu Jesus war Josef der irdische Schatten des himmlischen Vaters: Er bewachte und beschützte und sorgte sein ganzes Leben lang für ihn.




Der Papst erinnert uns mit seinem Schreiben „Patris Corde“ auch daran, dass sich das kirchliche Lehramt mit keinem Heiligen - außer Maria – mehr und ausführlicher befasst hat. Und dass, obwohl vom hl. Josef kein einziges Wort überliefert ist und wir auch nichts Persönliches über ihn erfahren.


Josef wird in Gottes Auftrag der gesetzliche Vater Jesu. Die besonderen Umstände, dass Maria, seine Verlobte, durch das Wirken des Hl. Geistes ein Kind erwartet, bringen Josef zunächst in Gewissensnöte. Denn er gerät mit der Tora in Konflikt, weil Maria vor der Hochzeit öffentlich sichtbar ein Kind erwartet, das nicht von ihm stammt. Sein Beschluss, Maria deshalb zu verlassen, wird durch das Eingreifen Gottes durchkreuzt. Ein Engel des Herrn sagt ihm im Traum: „Fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist“.
Josef entscheidet sich nach dem Traum, bei Maria zu bleiben. Er entscheidet, dass schlichte Gesetzestreue der falsche Weg ist, er glaubt Gottes Wort und ist barmherzig. Er war berufen zu der großen heilsgeschichtlichen Aufgabe, zu Maria und zu ihrem Kind zu stehen. Josef schenkt der Berufung Gehör und folgt ihr.
Hören und Schweigen – nicht Reden – sind sein Geheimnis. Josef zeichnet die Bereitschaft aus, still zu dienen. Er verlässt Maria nicht, er erklärt Jesus zu seinem Sohn - auch wenn ihm trotz seiner Träume so manches unklar geblieben sein muss.
Was Jesus angeht, so spürt Josef in seiner Sensibilität und durch seinen Glauben sicher schon ganz zu Beginn, dass etwas Besonderes passiert ist. Aber er hält sich zurück, er rennt nicht irgendwann in der Gegend herum und macht allen deutlich, dass er der Vater dieses Wundertäters und Predigers ist, und dass er es ja schon vor der Geburt gewusst habe, dass ”der noch mal was ganz Besonderes werden würde“. Josef bleibt Zeit seines Lebens im Hintergrund des Hauptgeschehens, er unterstützt und schützt.
Die Bibel erwähnt den Zimmermann aus Nazareth irgendwann nach dem Auffinden des zwölfjährigen Jesus im Tempel nicht mehr. Es ist nur eine Vermutung, dass Josef gestorben ist.


Liebe Schwestern und Brüder,
Was können wir von Josef lernen?
Was sagt uns das Leben dieses Heiligen „im Schatten“?


Zum einen können wir uns ein Beispiel an seiner Demut nehmen. Die liebevolle Demut eines Menschen, der im Hintergrund bleiben kann, während Himmel und Welt durcheinandergeraten.
Das ist gar nicht so einfach in einer Zeit, in der alle nach vorne wollen ins Scheinwerferlicht, in egal welche Talkshow. Hauptsache, man wird gefragt. Und auch uns fällt es sicher nicht immer leicht, zu erleben, wie im Betrieb oder im privaten Umfeld andere Lob und Anerkennung einheimsen, während wir in der zweiten Reihe stehen. Wie man uns nicht fragt, wenn es um besondere Aufgaben und Dinge geht, aber sich jederzeit an uns erinnert, wenn es darum geht, jemanden für die ungesehenen Aufgaben im Hintergrund zu finden.


Von Josef hören wir im Neuen Testament keine Klage. Nicht, als er den Befehl bekommt, mit Jesus und Maria nach Ägypten zu fliehen und das all seine Lebenspläne ändert.
Keine Klage aber auch später, als Jesus ihn in der Werkstatt allein lässt, um durch Predigen und Wunderheilungen die Öffentlichkeit zu lehren.
Josef war ein demütiger Mann, der immer für Gott da war, wenn er ihn brauchte. Und der an seinen Platz zurückkehrte, wenn kein Bedarf für ihn ist. Gott segne uns mit dieser Demut eines Josef.
Zum anderen können wir von Josef und seiner Offenheit für Gottes Ruf lernen. Bestimmt war es auch damals zur Zeit Josefs nicht normal, eine göttliche Botschaft durch einen Traum zu erhalten. Josef aber hat offensichtlich zur rechten Zeit hören können – und dann hat er einfach gehandelt, so wie Gott das wollte. Josef, der Hörende und der Bereite, hat Gottes Willen zum Maß seines Lebens gemacht. Er hat sich führen lassen, auch wohin er eigentlich nicht wollte.
Josef hat seine eigenen Träume und Vorstellungen vom Leben nicht an die erste Stelle gesetzt. Er hat sein Leben angepasst, hat getan, was nötig war und wozu er berufen war. Er hat dadurch dem Evangelium den größten Dienst getan: er hat das hilflose Jesuskind vor einer großen Gefahr bewahrt, er hat es großgezogen, war ihm ein lehrreicher Vater, hat ihm das Aufwachsen in einer liebenden Familie geschenkt.
Der Hl. Josef zeigt uns damit ein Beispiel echter Vaterschaft: Kinder brauchen Mütter, aber auch Väter, die Zeit für sie haben, sie lieben, Beschützer und Ernährer sind, Vorbilder im Glauben, verständnisvolle und treue Ehepartner vorleben und die sie behutsam auf das Leben als Erwachsener vorbereiten.
Ich denke, wir brauchen gerade heute solche Vorbilder eines guten Vaters, der für seine Familie da ist und sorgt und sie im Glauben an Gott begleitet. All dies hat Josef von Nazareth vorgelebt.
Wie gut, wenn es auch heute, auch in unserer Kirche und Gesellschaft, solche Menschen gibt wie Josef. Treu und demütig im Hintergrund, aber zuverlässig im Erfüllen von Gottes Willen.
Im Jahr des heiligen Josef sind wir alle eingeladen, in allen Situationen unseres Lebens so mitfühlend, barmherzig und fürsorgend zu sein.
Nicht zu unserem eigenen Vorteil, sondern auch, wenn wir dadurch nichts für uns selbst erhalten. Ein Schatten im Leben eines anderen Menschen zu sein und ungesehene Taten zu tun, ist glaubwürdig und demütig und edel.


Gott segne uns mit solchen Menschen.
Und er segne uns im Lernen von Josef – Sie und mich, uns alle. Lassen Sie uns zu einem Abbild der Barmherzigkeit, des Mitgefühls und der Nächstenliebe Gottes wachsen – wie Josef.
Nehmen wir uns das besonders vor - in dieser Fastenzeit und auch in diesem Jahr des Heiligen Josef.


Bitten wir den irdischen Vater Jesu dafür um seine Hilfe:


Heiliger Josef,
du hattest ein großes, liebendes Herz.
Du hattest offene Ohren, um Gottes Weisungen in deinem Leben wahrzunehmen.
Du hattest bereite Hände, die handelten und keine Arbeit scheuten.
In der Stille und im Gebet lag deine Kraft.
Du Fürsprecher der Kirche, lass uns durch dein Vorbild unseren Weg zu Gott finden! Amen.


Ihnen und euch allen eine gesegnete Karwoche. Passen Sie alle gut auf sich auf!
Gott segne uns und unsere Familien. Amen